Berlin. Über die Bevölkerungszusammensetzung historischer Städte war bisher wenig bekannt. Eine neue Studie soll Licht ins Dunkel bringen.

Eine Einwohnerzahl von 15.000 reicht heutzutage gerade einmal aus, damit ein Ort sich „Kleinstadt“ nennen darf. Zwischen 4100 und 3500 vor Christus galten solche Siedlungen aber als größte ihrer Zeit und werden daher „Megasites“ genannt. Bewohnt wurden sie von den Tripolye-Gesellschaften, die sich vor allem in Ost-Europa, auf dem Gebiet der heutigen Ukraine, Rumäniens und Moldawiens ansiedelten.

Doch in der Archäologie war bisher nicht viel über die Bewohner dieser Städte bekannt, nur dass sie bereits sozial organisiert waren und sowohl handwerklich als auch landwirtschaftlich recht erfolgreich. Außerdem war man davon ausgegangen, dass die Städte recht homogen, also nur von einem Kulturkreis bewohnt waren.

Neue Studie zeigt: Historische Städte diverser als gedacht

Doch diese Annahme scheint jetzt durch eine neue Studie von Forschern der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie Archäologen und Anthropologen der Republik Moldau widerlegt zu sein. Die Wissenschaftler konnten DNA aus den Überresten von vier Frauen aus dieser Zeit extrahieren und untersuchen. Das Ergebnis: Zwischen den Bewohnern der Megasites und den umliegenden Steppengebieten gab es wohl nicht nur langfristige Kontakte, sondern auch eine allmähliche Vermischung.

Die sehr unterschiedliche genetische Ausstattung der untersuchten Frauen „weist auf eine relativ hohe Diversität hin und überrascht, wenn man bedenkt, dass sie alle aus der gleichen späten Tripolye-Periode stammen und nur wenige hundert Kilometer voneinander entfernt begraben wurden“, so Alexander Immel, Erstautor der Studie.

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Archäologen finden keine Hinweise auf die Pest

Aufgrund der extremen Populationsdichte und des engen Zusammenlebens von Mensch und Tier wurde auch vermutet, dass Tripolye-Siedlungen Ausgangspunkte für Epidemien wie zum Beispiel der Pest gewesen sein könnten. Auf eine Pesterkrankung fanden die Forscher aber bei den untersuchten Überresten keine Hinweise.

fgö