Berlin. Islamfeindlichkeit und Antisemitismus treffen vor dem ESC in Schweden aufeinander. Der deutsche Teilnehmer bezieht jetzt klar Stellung.

Der Eurovision Song Contest – immerhin der größte Musikwettbewerb der Welt – versteht sich ausdrücklich als unpolitische Veranstaltung. Entsprechende Botschaften in den Beiträgen sind ausdrücklich verboten. Als die isländischen Teilnehmer 2019 die palästinensische Flagge zeigten, wurde der im Land für den ESC zuständige TV-Sender mit einer Geldstrafe belegt.

Hass auf Israels ESC-Teilnehmerin: Eden Golan soll im Hotel bleiben

Doch aktuell zeigt sich, dass politische Konflikte – trotz aller Bemühungen der Veranstalter – nicht vom Eurovision Song Contest ferngehalten werden können. Besonders zu spüren bekommt das derzeit die Sängerin Eden Golan, die Israel vertritt. Sie sieht sich im Internet extremen Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt. Der israelische Geheimdienst empfahl ihr deshalb, ihr Hotelzimmer abseits der ESC-Auftritte nicht zu verlassen.

Kürzlich hat Israels Nationaler Sicherheitsrat (NSC) zudem seine Reisewarnung für das schwedische Malmö, wo der ESC 2024 stattfindet, verschärft. Israelis, die planen den Contest zu besuchen, werde nahegelegt, dies noch einmal zu überdenken, hieß es. Unter anderem schwedische Künstler hatten angesichts des Gaza-Krieges einen Ausschluss Israels vom ESC gefordert. Die Organisatoren lehnten das ab.

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Koranverbrennung im Malmö – kurz vor dem ESC 2024

Doch auch Islamfeindlichkeit ist in der schwedischen Stadt rund eine Woche vor dem ESC-Finale deutlich zu erkennen. So haben christliche Extremisten dort am Freitag einen Koran verbrannt und ihren „Protest“ live in den sozialen Netzwerken verbreitet. Bei der Aktion im Stadtzentrum wurde außerdem eine palästinensische Flagge angezündet. Die schwedische Polizei wurde dafür kritisiert, die Koranverbrennung so kurz vor der Großveranstaltung zuzulassen.

Zum Eurovision Song Contest werden in Malmö über 100.000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Neben den Musikveranstaltungen sind vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges auch mehrere Protestaktionen angekündigt, darunter sowohl propalästinensische als auch proisraelische Demonstrationen.

Christliche Extremisten haben in Malmö (Schweden) kurz vor dem Start des Eurovision Song Contests (ESC) einen Koran verbrannt.
Christliche Extremisten haben in Malmö (Schweden) kurz vor dem Start des Eurovision Song Contests (ESC) einen Koran verbrannt. © AFP | Johan Nilsson/TT

Deutscher ESC-Act wird deutlich: „Habt ihr Lack gesoffen?“

Der deutsche Teilnehmer Isaak sagte dem Nachrichtenportal „ZDFheute.de“ in einem Interview, er bekomme viele Nachrichten zu diesem Thema. „Mir wird vorgeworfen, wenn ich den ESC nicht boykottiere, sei ich ‚Mittäter am Genozid an Gaza‘“, sagte der Sänger. „Jetzt reißt euch mal zusammen, Leute, habt ihr Lack gesoffen? Wir sind einfach nur ein paar Dudes, die sich hier treffen und Musik machen. Der Titel der Veranstaltung ist ‚United by Music‘. Und wenn wir sagen, Israel muss jetzt raus, weil die Regierung irgendwie Schmu macht – ja dann sind wir nicht mehr ‚United by Music‘.“

Immer wieder kommt es in Schweden zu Koranverbrennungen. Viele Muslime fühlen sich davon angegriffen und gekränkt. Die schwedische Regierung toleriert entsprechende Akte dagegen und sieht sie als Teil der Meinungsfreiheit an.